Ich kenne kaum einen Unternehmer, der nicht euphorisch wird, wenn er über Umsatzverdopplung spricht. Aber Kosten senken im Unternehmen? Da gähnt jeder.
Das ist ein teurer Denkfehler.
Umsatzwachstum wirkt prestigeträchtig, sichtbar und emotional belohnend. Kostenoptimierung erscheint unsichtbar, unbequem und unsexy. Dabei bietet sie oft den größeren Hebel.
Die Mathematik ist brutal einfach: Jeder gesparte Euro fließt zu 100% ins EBIT. Jeder zusätzliche Umsatz-Euro nur anteilig.
Die Rechnung, die jeder Unternehmer kennen sollte
Nehmen wir einen mittelständischen Betrieb mit 10 Millionen Euro Umsatz und 5% EBIT-Marge. Das sind 500.000 Euro Gewinn.
Szenario A: 5% mehr Umsatz. Das bringt 500.000 Euro zusätzliche Erlöse. Aber davon gehen noch Rohstoffe, Material und andere variable Kosten ab. Am Ende bleiben vielleicht 125.000 Euro zusätzlicher Gewinn.
Szenario B: 5% Kostensenkung. Das sind 475.000 Euro, die direkt und vollständig ins EBIT wandern.
Ein vierfacher Hebel.
Trotzdem investieren Unternehmer lieber 10 Stunden in Vertriebsstrategien als eine Stunde in die Überprüfung ihrer Nebenkosten.
Das Grundrauschen, das keiner hört
Die größten Kostenfresser sind nicht Material oder Personal. Die überwacht jeder genau.
Es sind die Kosten, die einfach durchlaufen: Abonnements, monatliche Abbuchungen für Versicherungen, Leasing, Software-as-a-Service-Verträge. Besonders für ausgeschiedene Mitarbeiter.
Ich nenne sie Zombie-Kosten. Sie leben weiter, obwohl sie längst tot sein sollten.
In einem Recruiting-Unternehmen entdeckte ich ungenutzte Salesforce-Zugänge. Kosten: 7.000 Euro pro Jahr. Das Unternehmen zahlte für Software, die niemand mehr brauchte.
Solche digitalen Zombies gibt es überall. Deutsche Unternehmen verlieren jede Woche Millionen von Arbeitsstunden wegen ineffizienter Software.
30% der Mitarbeiter berichten, dass ein Teil ihrer Software unnötig zeitaufwändig ist. 29% plagen sich mit unnötig komplexen Prozessen herum.
Die fünf größten Zombie-Kategorien
1. Software-Abonnements
Jeder ausgeschiedene Mitarbeiter hinterlässt eine Spur teurer Lizenzen. Salesforce, Microsoft, Adobe, Zoom. Die Kündigung dauert fünf Minuten, wird aber monatelang vergessen.
Ein Drittel der Unternehmensleiter gibt an, dass ihre Softwareinvestitionen nur in weniger als der Hälfte der Fälle ihre Ziele erreichen.
2. Energieverträge
Hier liegen oft fünfstellige Beträge pro Jahr vergraben. 75% Einsparpotenzial bei IT-Systemen, 70% bei Beleuchtung, 60% bei der Wärmeversorgung durch gezielte Effizienzmaßnahmen.
Der Wechsel ist in wenigen Stunden erledigt. Die meisten Verträge haben kurze Laufzeiten.
3. Versicherungen
Das größte Einsparpotenzial überhaupt. Hohe Marktkonkurrenz führt zu großen Preisunterschieden.
Ein Unternehmer sieht 150 Euro monatlich für Betriebshaftpflicht und denkt „nur 150 Euro“. Über fünf Jahre sind das 9.000 Euro. Bei besserer Verhandlung vielleicht nur 6.000 Euro.
4. Mobilfunk und Internet
Alte Verträge mit überholten Konditionen. Neue Mitarbeiter bekommen aktuelle Tarife, bestehende zahlen weiter Mondpreise.
5. Leasing und Fuhrpark
Automatische Verlängerungen zu schlechteren Konditionen. Fahrzeuge, die keiner mehr braucht, aber weiter kosten.
Die Transparenz-Methode
Die Methode ist simpel: Transparenz schaffen.
Ich zeige Unternehmern klar auf, was sie aktuell ausgeben. Monatlich und jährlich. Dann zeige ich, für welche Preise die gleiche Leistung am Markt verfügbar ist.
Die Differenz sind die konkreten Einsparungen.
Keine Theorie. Keine Versprechen. Nur Zahlen.
Diese Klarheit wirkt wie ein Schock. Plötzlich sehen sie die „kleinteiligen“ Kosten in ihrer wahren Dimension.
Wo du morgen anfangen solltest
Produktionsbetriebe starten am besten mit Energieverträgen. Kurze Laufzeiten, einfacher Wechsel, fünfstellige Jahreseinsparungen möglich.
Dienstleister beginnen mit Software-Audits. Welche Lizenzen sind ungenutzt? Welche Tools überschneiden sich?
Handel fokussiert auf Versicherungen und Leasing. Hier verstecken sich die größten Brocken.
Der erste Quick Win erzeugt Momentum. Plötzlich wird Kostenoptimierung interessant.
Warum das funktioniert
Kostensenkung ist risikoarm. Du kündigst einen überteuerten Vertrag. Worst Case: Du wechselst zurück.
Umsatzwachstum ist riskant. Du investierst in Marketing, Personal, Expansion. Ungewisser Ausgang.
Kostensenkung ist sofort wirksam. Umsatzwachstum braucht Monate oder Jahre.
Die Top-10.000-Mittelständler konnten 2024 nur 3,4% Umsatzwachstum erzielen. Noch 2023 waren es 5,2%.
Das Wachstum wird schwieriger. Die Kosten bleiben kontrollierbar.
Das große Bild
Ich sage nicht, dass Umsatzwachstum unwichtig ist. Langfristig brauchst du beides.
Aber ohne Kostenkontrolle läuft ein Teil deines Erfolgs ins Leere.
Jeder gesparte Euro ist ein verdienter Euro. Ohne Risiko. Ohne Wartezeit. Ohne Hoffnung auf zukünftige Erträge.
Die Zombie-Kosten in deinem Unternehmen fressen jeden Tag Marge. Sie schlafen nie. Sie nehmen keine Auszeit.
Zeit, sie zu begraben.
Fang mit einer Kategorie an. Energieverträge für Produktionsbetriebe, Software für Dienstleister, Versicherungen für alle anderen.
Der erste eingesparte Euro zeigt dir, wie viele weitere folgen können.
Kostensenkung ist unsexy. Aber effektiv.
Und am Ende zählt nur das EBIT.
Häufig gestellte Fragen
  Was bedeutet Kosten senken im Unternehmen?     
Kosten senken im Unternehmen heißt, unnötige Ausgaben zu identifizieren, zu eliminieren oder günstiger einzukaufen – für direkten Gewinnzuwachs.
  Welche Kostenarten lassen sich im Mittelstand am schnellsten reduzieren?     
  Warum ist Kostenoptimierung oft wirksamer als Umsatzsteigerung?     
Jeder gesparte Euro fließt zu 100 % ins EBIT, während Umsatzsteigerung immer mit variablen Kosten verbunden ist.
  Was sind typische „Zombie-Kosten“ in Unternehmen?     
Zombie-Kosten sind Abos, Verträge oder Lizenzen, die weiterlaufen, obwohl sie nicht mehr genutzt oder benötigt werden. Z.B. weil Die Mitarbeiter bereits ausgeschieden sind.
  Wie starte ich als Unternehmer mit der Kostensenkung?     
Beginnen Sie mit einem Transparenz-Check: Alle laufenden Verträge erfassen, mit aktuellen Marktpreisen vergleichen, Quick Wins zuerst umsetzen.
  Welche Einsparpotenziale gibt es bei Versicherungen?     
Vergleichbare Tarife unterscheiden sich oft um 20–40 %. Über mehrere Jahre entstehen so fünfstellige Einsparungen.
  Wie viel kann ein Unternehmen durch Software-Audits sparen?     
Oft 10–30 % der SaaS-Kosten, indem ungenutzte Lizenzen gekündigt und überflüssige Tools zusammengelegt werden.
  Ist Kosten senken im Unternehmen riskant?     
Nein. Anders als beim Umsatzwachstum ist das Risiko minimal, da Verträge einfach gewechselt oder angepasst werden können.